Du bist dir unsicher ob der Eigenanbau überhaupt etwas für dich ist? Hier beantworte ich dir die wichtigsten Fragen zum Thema Homegrow, die man sich als Anfänger stellt.
Kann ich überhaupt qualitativ gutes Cannabis zuhause herstellen?
Die Antwort ist eindeutig: Ja! Selbst der erste Durchgang ist oft besser als Vieles, was auf dem Schwarzmarkt angeboten wird. Da du die Kontrolle über alle Aspekte, von der Wahl des Kultivars bis zur Trocknung und Lagerung hast, ist es einfach hier die richtigen Entscheidungen für dich zu treffen um dein Cannabis möglichst angepasst für dich herzustellen.
Wie ist das mit den Stromkosten? Ist das nicht furchtbar teuer?
Hier kommt es auf deinen Anspruch an. Wie nachhaltig darf’s denn sein? Gerade der Anbau unter Kunstlicht gerät hier als Energiekostentreiber oft in die Kritik.
Faktisch ist für den Durchschnittskonsumenten, der etwa 10-20g pro Monat an getrockneten Blüten konsumiert, eine Ersparnis von 80-90% gegenüber dem Schwarzmarktpreis drin. Wird auf dem Balkon oder im Garten angebaut geht es eher in Richtung 90-95%. Im Indoor-Setup unter Kunstlicht kannst du zwischen 1 € – 2,50 € pro Gramm getrockneter Blüten in der Herstellung rechnen. Hier kommt es dann auch auf Blütezeiten, Anbautechnik oder die Genetik an, welche Erträge hier realistisch sind.
Bei mir sterben alle Pflanzen im Haushalt, geht das auch ohne grünen Daumen?
Das geht mir bei Zimmerpflanzen ähnlich. Beim Cannabis schwingt halt immer die Erwartung tollen Krauts mit, da strenge ich mich dann besonders an und hege und pflege meine Pflanzen um ans Ziel zu kommen. Dieses Ziel fehlt mir z.B. beim Fikus. Der Verlauf eines Grows ist auch wohlbekannt und mit ein wenig Vorbereitung kinderleicht zu bewerkstelligen. Es gibt also ein Anfang, Ende und ein Ziel – bei der Erhaltung grüner Beflanzung in Innenräumen ist das etwas abstrakter.
Was kostet eigentlich eine Indoor-Growanlage?
Hier schwankt es ein wenig. Es kommt vor allem auf deinen Bedarf an. Hieraus ergibt sich eine bestimmte Zeltgrundfläche, nach der wiederum alle anderen Teile des Equipments skaliert werden. Auch kann man viel Geld sparen, wenn man bestimmte Dinge selber herstellt oder vorrätig hat. Alles in allem würde ich zwischen 350 € für den Gelegenheitskonsumenten und 2000 € für eine mehrköpfige WG, die Premiumkomponenten kauft, veranschlagen. Das ist aber nicht in Stein gemeißelt.
Wie lange dauert es bis zur Ernte?
Ich beantworte die Frage gerne mit „etwa 100 Tage“. Hier ist wichtig zwischen Outdoor und Indoor, Saatgutkategorien und verschiedenen Anbaustilen zu unterscheiden. Outdoor ist man an die Jahreszeiten gebunden und erntet bei der Verwendung von feminisiertem Saatgut in der Regel im September und Oktober. Indoor hängt es von der Länge der Wuchsphase ab, die man abhängig von der Saatgutkategorie (feminisiert/regulär photoperiodisch oder automatic/automatic-feminisiert) unter Kontrolle ab. Ab der Blüteeinleitung hängt es dann von der Blütezeit der Sorte ab, die zwischen 7-20 Wochen lang sein kann, typischerweise aber über 8-9 Wochen verläuft. Für normale Sorten für den Durchschnittsgrower mit einem Einzel-Zelt-Setup sind 100 Tage realistisch. Überlange Wuchsphasen und wochenlange Blütevorbereitung mit Pflanzentraining verzerren das Bild entsprechend.
Wieviel Platz braucht der Anbau in Innenräumen?
Das hängt ganz von deinem Bedarf ab und wie kontinuierlich du dein Setup betreiben willst. Natürlich werden auch deine Pflege und deine Fähigkeiten als Gärtner und vor allem anderen die natürliche Ertragsaussicht deiner Lieblingssorten hier eine Rolle spielen. Ich habe deshalb verschiedenen Zeltgrößen zu den Konsummustern zugeordnet. Nicht nur die Anbaufläche selbst nimmt Raum ein, sondern auch der Platz daneben um das Zelt zu erreichen und das Zubehör zu lagern. Rechne außerdem gerne eine Nummer größer beim Zelt um Ernteausfällen, Ertragsminderungen oder anderen Widrigkeiten zuvorzukommen. Selbst für Menschen mit einem Bedarf von 100-200g im Monat sollte es ausreichen das Ganze auf 1,20 m x 1,20 m Grundfläche durchzuführen. Für alle anderen gibt’s Zelte in kleineren und auch größeren Größen.
Weed ist ja „Unkraut“ – wächst das quasi von alleine?
Ich würde beim ersten Durchgang für den Grow einen Zeitraum wählen, in dem du vielleicht nicht 1-2 Wochen zwischendrin mal in den Urlaub fahren willst. In einem Zelt kann eine Menge passieren, da der Growbereich nicht gerade natürlich ist. Schädlingsbefall ist im Heimanbau eine ständige Bedrohung und man sollte hierfür ein Auge entwickeln. Außerdem muss in einem Growzelt, vor allem bei Cannabis, deutlich häufiger gegossen werden, als bei Zimmerpflanzen. Es ist wichtig zu wissen, in welchen Stadien man ein Auge drauf haben sollte und wann nicht. Man muss sich aber durchaus engmaschiger um sein Cannabis kümmern als um die Tomaten auf der Terasse. Der Aufwand ist trotzdem überschaubar. Für Neugärtner ist gerade das Overcaring, also das Kümmern bis zum Exodus der Pflanze, tatsächlich mehr ein Problem als die Vernachlässigung. Auch muss man sich mehr Gedanken um das Klima im Zelt machen und gegebenenfalls zwischen den Durchgängen etwas anpassen.
Der Growmarkt ist total unübersichtlich, was für ein Setup empfiehlst du für den Anfang?
Ich würde zuerst das Zelt, die Abluft und das Licht kaufen. Beim Zelt ist es nicht wichtig viel Geld auszugeben und bei der Abluft ist vor allem die Lautstärke und der Luftaustausch in Kubikmeter pro Stunde interessant. Beim Licht würde ich auf warm-weiße Hoch-Effizienz-LEDs zurückgreifen.
Der Anbau in vorgemischter Cannabiserde mit einer festen oder flüssigen organischen Düngerlösung wäre am Anfang am praktischsten, da hier die meisten Fehler verziehen werden. Außerdem kann man hier direkt mit Schädlingsprävention durchstarten, da Erde gerne mal Trauermücken und co. von Anfang an beinhaltet.
Man sollte zudem mit feminisiertem nicht-automatisch blühenden Sorten anfangen um den Wuchsprozess von Anfang an zu kontrollieren und direkt erste Trainings- und Manipulationsstrategien zur Ertragsmaximierung anwenden. Hier bieten sich vor allem die großen, kommerziellen Samenbanken an, da diese erfahrungsgemäß solides und verlässliches Saatgut anbieten.
Im Verlauf der ersten Durchgänge kann man dann entscheiden in welche Richtung es gehen soll. Viele Grower bleiben, frei nach dem Motto „never change a running system“, bei der Anbauphilosophie, die für sie funktioniert. Man kann sich hier aber in verschiedenste Richtungen wie Hydroponik oder der Verwendung von Living-Soil orientieren. Hier stehen einem alle Türen offen – meine Empfehlung ist aber zunächst festzustellen ob einem das Hobby liegt und den Wuchszyklus der Pflanze kennenlernen.
Wie sicher ist Cannabis für meine Haustiere und Kinder?
Hunde und Katzen lieben Growzelte, fressen gerne die Blätter oder nutzen die großen Töpfe mit Substrat gerne als Klo. Kinder finden vielleicht den Aufbau generell interessant. Für alle Lebewesen gilt, dass der psychoaktive Anteil der Pflanze nur wirkungsvoll konsumiert werden kann, wenn man den Wirkstoff vorher erhitzt. In jeder Cannabisblüte ist dennoch, auch unverbrannt, zumindest ein Teil schon decarboxyliert. In jedem Fall würde ich auch im Sinne der Sauberkeit Tiere vom Growbereich fernhalten, um Tierhaare draußen zu halten und den Bereich für Kinder unzugänglich gestalten. Auch der Geruch der Cannabis-Terpene, der unter Umständen an Fell und Kleidung anhaftet könnte irritierend wirken.
Braucht man eigentlich noch einen Aktivkohlefilter, wenn es legal ist?
Ja. Cannabis riecht wahnsinnig stark, vor allem in der Blüte. Deine ganze Wohnung und alle Kleidungsstücke und Textilien werden diesen Geruch annehmen, wenn du keine Maßnahmen ergreifst. Auch in einem legalen Setting empfehle ich in einem Indoor-Setup deshalb einen Aktivkohlefilter.
Ich bin ein Vielkiffer! Reichen da drei Pflanzen überhaupt aus?
Ja, es geht bei einer Begrenzung der Pflanzenanzahl lediglich um die Frage, wie man es trotzdem schafft die gegebene Zeltfläche auszufüllen. Deshalb geben auch Seedbanks und Breeder oft die geschätzte Erntemenge pro Quadratmeter an, da es egal ist, ob mit einer oder 100 Pflanzen, für einen Grower beim Ertrag oft nur darum geht die Fläche ordentlich mit Buds zu befüllen. Die Möglichkeiten sind hier vielfältig und eine Begrenzung der Pflanzenanzahl ist nicht relevant für eine finale Erntemenge.
Auch Outdoor kann damit gerechnet werden, dass Cannabis-Pflanzen deutlich größer werden als ihre Indoor-Gegenspielerinnen und dementsprechend viel Ertrag liefern. Man rechnet indoor in der Industrie mit etwa 400-500 Gramm pro Quadratmeter. In dem Bereich ist man auch in einem kleinen Setup gut dabei.
Warum soll viel Geld für Saatgut ausgeben? Warum reichen nicht die Hanfsamen aus dem Vogelfutter
Züchter nehmen sich viel Zeit um neue Genetiken mit immer neuen Geschmacks- und Wirkstoffprofilen zu kreuzen und herzustellen. Generell kann man so vorher sagen, was man erwarten kann. Cannabis-Samen aus Vogelfutter stammen in aller Regel vom EU-Nutzhanf ab und besitzen nicht den nötigen genetischen Hintergrund um große Erträge oder spannende Geschmacksprofile zu erzeugen. Außerdem kommt man in der Regel nur über Seedbanks an die begehrten feminisierten Samen, denn nur die weiblichen Pflanzen sind diejenigen, die das begehrte Harz ausprägen. Es wäre sehr schade das teure Zelt mit Nutzhanf auszustatten.
Warum sollte ich extra Dünger kaufen? Meine Balkonpflanzen brauchen davon nicht soviel und da kommt auch was bei rum.
Cannabis kann unheimlich viel Lichtenergie umsetzen. Das macht man sich durch eine entsprechend starke Ausleuchtung zu Nutze. Das funktioniert aber nur, wenn durch die Wurzeln genug Nährstoffe in die Pflanze gelangen um diesen Umsatz zu unterstützen. Vorgedüngte Erde oder Universaldünger kann das nur bedingt leisten. Fehlende Nährstoffe wird euch die Pflanze durch entsprechende Mangelerscheinungen mitteilen. Schlussendlich führt mangelhaftes Wachstum durch fehlende Nährstoffe immer zu einer Ertragsminderung.
Warum braucht man ein Growlicht und kann nicht einfach eine helle Lampe vom Baumarkt nutzen?
Cannabis kann unglaublich viel Lichtenergie umsetzen. Unsere Augen sind für die Einschätzung ob sich ein Licht dafür eignet nicht gemacht. Hier findest du einen Artikel, der dir näher beschreibt, warum gerade die Beleuchtung das schlechteste Gerät ist um beim Cannabis-Anbau Indoor zu sparen und wie du selber gute Leuchten für den Anbau bewerten kannst. Baustrahler vom Baumarkt oder hell erscheinende Lampen erreichen hier nie die Effizienz, auf die beim Dauerbetrieb von 12-24 Stunden am Tag zu begrüßen wäre.
Gibt es Gründe nicht mit dem Cannabisanbau zuhause anzufangen?
Cannabis Homegrow ist nicht für alle Menschen das richtige Hobby. Wenn du z.B. nur selten anwesend bist, kannst du dich nicht genug um deine Pflanzen kümmern. Du riskierst dabei alle möglichen Szenarien wie Schädlingsbefall, Wassermangel oder Wasserüberschuss, wenn du dich für eine automatisierte Variante entscheidest. Du könntest den Erntezeitpunkt verpassen oder die Pflanze wächst in die Lampe und wird zur Brandgefahr!
Es gibt auch die Möglichkeit, dass du einfach nicht genug konsumierst um den Eigenanbau zu rechtfertigen und du bereits gute Bezugsquellen hast. Homegrow kann auch laut sein, das ständige Geräusch der Ventilatoren ist nicht für jeden was in den eigenen vier Wänden. Auch ist man trotz Aktivkohlefilter oft mit dem Geruch konfrontiert und produziert auch eine Menge Abfall in Form von Blatt und Pflanzenmaterial, das auch entsprechend riecht. Das solltest du mit allen Betroffenen vorher abklären.