Was du beim Einkauf von Growlicht beachten musst

Cannabis hat vor allem bei Neugärtnern einen gewissen Status. Man könnte schon von diffus bis mythischen Vorstellungen sprechen. Dabei ist Cannabis vor allem eins: eine normale Pflanze mit ein paar speziesbezogenen Eigenschaften, auf die man Rücksicht nehmen kann. Beim Thema Growbeleuchtung gehen die Meinungen stark auseinander. Das hat zum einen Gründe, die aus wissenschaftlichen Fehlvorstellungen abgeleitet werden können, zum anderen werden Eckdaten wie Energiekosten nicht mit einbezogen, die sich von Land zu Land unterscheiden. Zum Glück kann man hier auf messbare Größen zurückgreifen und muss hier nicht „nach Gefühl“ handeln.

Die wichtigsten Kenngrößen, die dir dein Lichtanbieter nicht vorenthalten sollte

Um die Güte von Growlichtern zu bewerten sind drei Größen besonders wichtig: Spektrum, Lichtverteilung und Energieeffizienz. Diese Werte sind eindeutig messbar und dementsprechend auch vergleichbar. Erst ab einer gewissen Leuchtmittelanzahl und entsprechender Anbaufläche werden Simulationen zur Planung herangezogen um z.B. Überlappungen der Lichtkegel ordentlich in die Raumgeometrie mit einzurechnen. Bruce Bugbee sagt: Licht ist das wichtigste periphäre Element in einem Grow. Halte dich dran!

Das Spektrum

Das Spektrum eines Beleuchtungssystems ist eine Darstellung der Verteilung der Wellenlängen. Während Laser ein monochromatisches Spektrum besitzen, die nur eine Wellenlänge enthält gibt es z.B. Hochdruck Natrium-Dampflampen (NDLs), die einen großen Peak im gelblich-orangenen Bereich haben, aber auch in anderen Wellenlängen signifikant emittieren. Lichtemittierende Dioden (LEDs), Leuchtstoffröhren (CFLs) oder auch das Sonnenlicht haben zwar auch auch Peaks im Spektrum, aber längst nicht so prägnante wie Laser oder NDL. Das emittierte Licht erscheint deshalb als weißes Licht mit den Charakteristka „warm“ oder „kalt“, je nach Temperatur des Weißlichts. LEDs können aber auch relativ monochromatisch emittieren, was sich zum Beispiel Blau-Lila-LEDs, die vor ein paar Jahren marktbestimmend waren, zu Nutze gemacht haben.

Aktuellen Erkenntnissen zur Folge ist die Farbverteilung eines Leuchtmittels nur in sofern interessant, als das der größte Teil des Spektrums im Bereich 400nm – 700nm (PAR) bzw. 400nm – 750 nm (ePAR) befindet. Neueste Erkenntnisse legen Nahe auch Wellenlängen, die 50nm weiter ins Infrarote gehen, zur PAR (Photosynthetically Active Radiation) dazuzuzählen, da sich ein erhöhter Infrarotwert jenseits des von McCree definierten Aktionsspektrum noch positiv auf die Photosyntheseaktivität auswirkt.

Die verschiedenen Spektren künstlicher Leuchtmittel.

Die Lichtverteilung

Während in einer Hochdruck-Gasentladungslampe (NDL, LEC) das Licht in einem winzigen, sehr heißen Bereich erzeugt wird, kann man mit Hilfe von einer großen Anzahl von LEDs auch ohne Reflektor dafür sorgen, dass alle Blätter ab einem bestimmten Abstand zur Lampe optimal zur Photosynthese angeregt werden. Die entsprechende Lichtverteilung lässt sich für abschnittsweise durch Messung des PPFD-Wertes im Zelt ausmessen. PPFD steht für photosynthetischaktive-Photonen-Flussdichte: Das Messgerät fungiert als eine Art Eimer, den man mit Photonen befüllt. Aus diesen lässt sich dann leicht das tägliche Lichtintegral (Dayli Light Integral, DLI) berechnen. Ist das DLI für möglichst alle Flächenstücke, wo die Blütenbildung stattfindet, konstant hat man es mit einer guten Ausleuchtungscharakteristik zu tun. Reflektoren über NDL bzw. LEC Systemen sind notwendig um eine möglichst gleichmäßige Verteilung zu ermöglichen. Perfekt wäre ein nahezu konstanter Wert an jedem Bud.

Für Jungpflanzen vor der Blüte sind Werte zwischen 200 – 350 umol/(sm²) ausreichend. Zur Blüte kann man sukzessive auf Werte von 800-1200 umol/(sm²) hochschalten, je nachdem welche Bedingungen in Form von CO2 Konzentration und Düngereffizienz erreicht werden können. Hier kommt eine Spezialität von Cannabis zum Tragen: Die Erträge sind direkt abhängig von der Photonenflussdichte und es lohnt sich im Gegensatz zu manch anderen Pflanzen hier die Sonne sogar noch auszustechen und der Pflanze extreme Photosyntheseaktivität zu ermöglichen. In Zelten wo die Sonne nie untergeht und Wolken Mangelware sind, ist sowas möglich.

Die Effizienz in PPDF/W

Alles oben genannte lässt sich prinzipiell auch mit Natriumdampflampen oder Schreibtischleuchten erreichen. Effizienz beschreibt das Verhältnis von eingesetzter Energie (Leistung an der Steckdose) und dem Ergebnis (Lichtverteilung an den Buds). Und hier sind LEDs seit einigen Jahren unübertroffene Spitze. Kein Leuchtmittel kann über weite Strecken mit der LED mithalten.

Es gibt dennoch Erwägungen, die dazu führen könnten sich vorerst doch für weniger gute Leuchtmittel zu entscheiden. Ganz oben steht hier der Anschaffungspreis. Obwohl LEDs immer günstiger werden, sind in der Anschaffung Natriumdampflampen immer noch deutlich günstiger. Einsteigersetups sind deshalb oft noch mit NDLs bestückt.

Was die Nutzungskosten angeht sind selbst hocheffiziente Einsteigermodelle nach spätestens zwei Durchläufen der NDL überlegen und rentieren sich dann nicht mehr.

Augen auf beim Lampenkauf

Ein Anbieter für Beleuchtungen sollte entweder eigene PPFD Karten anbieten oder zumindest den Mittelwert des erreichten PPFD Wertes für eine bestimmte Hanghöhe angeben. Hat man das an der Hand, kann man diesen Mittelwert durch die Leistung an der Steckdose teilen und bekommt so einen schönen Vergleichswert in der Einheit PPFD/W. Dieser liegt für Top-LEDs bei Werten um die 2,8. Für preiswerte LEDs bekommt man immernoch 2,3-2,5 PPFD/W. Schlechte LEDs, wie die oben erwähnten blau-lila LEDs oder NDLs schaffen Werte um die 0,9-1,5.

Rechnet man die Betriebskosten inkl. Leuchtmittelwechsel auf, ist man bei 2-3 Jahren Betrieb bei NDLs oft schon bei doppelten Kosten gegenüber LEDs, die vermeidlich sehr teuer schienen, weil der Anschaffungspreis hoch ist.

Checkliste für den Kauf von Growbeleuchtung

  1. Findest du vertrauensvolle Gärtnerrinnen und Gärtner, die Erfahrung mit dem Leuchtmittel haben und dir mitteilen, wie die Erträge sich zur eingesetzten Leistung verhalten? Tipp: Schau bei Growdiaries nach entsprechenden Berichten
  2. Findest du unabhängige* Tests zu deinem Licht? Hier gibt es entsprechende Quellen, vielleicht auch für das Licht, dass du dir ausgeguckt hast:

    https://bloomtech.de/par/
    https://www.youtube.com/c/migrolight

    *auch meine aufgeführten Tests nicht unabhängig, da die Firmen selbst Leuchtmittel anbieten.
  3. Bietet der Hersteller eigene Messungen zum PPFD Mapping an, oder sollst du dich auf Marketing-Sprech verlassen? Sind die PPFD-Karten vertrauenswürdig?
  4. Gibt der Hersteller aussagekräftige Daten zu den verwendeten Chips und ggfl. Binning an? Datenblätter zu LED Chips sind sehr aufschlussreich um die Effizienz zu determinieren, allerdings finden Hersteller oft, dass das zuviel Information für den Endnutzer ist.

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